Der nachwachsende Zahn als Zahnersatz – Revolution in der Zahnmedizin?
Wem ein Zahn verloren gegangen ist, konnte diesen bisher durch ein Zahnimplantat oder eine Brücke ersetzen lassen. Beide Methoden bergen ihre Kosten und Risiken. Forscher haben nun eine Methode entwickelt, bei der ein fehlender Zahn mittels Stammzellentechnologie einfach im Gebiss nachwächst. Stellt sich die Frage, wann diese Technologie so weit ist, dass sie für Patienten außerhalb des Testlabors anwendbar ist.
Implantate und Brücken sind seit Jahrzehnten bewährt
Schon seit den Achtzigern sind Zahnimplantate im Einsatz und gelten als bewährte Methode für Zahnersatz. Die künstlichen Zahnwurzeln werden im Kiefer verankert und muss dort einwachsen. Dann wird eine Zahnkrone aufgesetzt. Dies ist eine langwierige und für den Patienten teilweise unangenehme Prozedur. Zudem ist das Verfahren kostenintensiv und es besteht ein Risiko für Komplikationen.
Bei der Brückenmethode dienen die benachbarten Zähne als Fixierungspunkt des Zahnersatzes. Hierzu ist es nötig gesundes Zahnmaterial anzuschleifen, um die Brücke optimal zu befestigen. Eine weitere Option sind Gebissprothesen, die ebenfalls Probleme im Alltag machen können. Angesichts dieser Umstände könnte ein nachwachsender Zahn direkt im Gebiss eine angenehme und günstigere Alternativmethode sein.
Sind Brücken und Implantate bald Geschichte?
In der Tierwelt gibt es einige Beispiele für natürlich nachwachsende Zähne, welche über die Milchzähne und bleibenden Zähne hinaus gehen. Darum beschäftigen sich Forscher weltweit schon seit einigen Jahren mit der Idee, auch menschliche Zähne nachwachsen zu lassen und diese als Zahnersatz einzusetzen. Der nachwachsende Zahn könnte eine Revolution in der Zahnmedizin darstellen. Der aktuelle Stand der Forschung ist, dass menschliche Zähne mit dieser Technologie nachwachsen können. Ein weiteres Forschungsteam beschäftigt sich zudem mit der Regeneration von Zähnen. Es ist ihnen gelungen mittels Lasertechnik Stammzellen anzuregen am Zahn nachzuwachsen. Diese Methode wäre beispielsweise sehr hilfreich nach einer Kariesbehandlung, bei der ein großes Loch in den Zahn gebohrt werden musste.
Die wissenschaftliche Forschung arbeitet demnach an alternative Behandlungsmethoden in der Zahnmedizin, allerdings befinden sich die Studien noch in der Grundlagenforschung und bis zur Anwendung beim Patienten, kann es ein paar Jahre dauern. Das Fortschreiten der Entwicklungen hängt aber auch von wirtschaftlichen Faktoren ab.
Prof. Jürgen Hescheler gehört zum Forscherteam und ist der Überzeugung, dass die Stammzellenforschung auch auf diesem Gebiet seinen Durchbruch erlangen wird. Es wird dann nicht so sein, dass Implantologen arbeitslos werden, sondern dass Ihr Aufgabenfeld sich verändern wird. Schließlich müssen entweder die Zahnkeime oder ein fertig nachwachsender Zahn auch im Gebiss eingesetzt werden.
Risiken müssen erst ausgeschlossen werden
Kurzfristig ist nicht mit Zahnersatz aus einem nachgewachsenen Zahn zu rechnen. Die Forschungen und Technologien sind allerdings vielversprechend. Bevor dies zu einer standardisierten und kostengünstigen Therapieform wird, müssen zudem verschiedene Risiken getestet und ausgeschlossen werden. Der neuartige Zahnersatz soll schließlich keine unnötigen Probleme mit sich bringen und eine echte Alternative darstellen. Vorerst werden also noch die bewährten Behandlungsmethoden die erste Wahl für den Patienten bleiben.
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