Historische Aspekte der Zahnmedizin (Teil II)
Im Beitrag Historische Aspekte der Zahnmedizin Teil I ging es um die Zahnmedizin in der vorchristlichen Zeit. Der erste Zahnarzt aus Ägypten, die Urzahnbürste und der Zahnwurm stammen aus dieser Epoche. Nach der Geburt von Christus richtete sich die Zahnmedizin eher auf höhere Mächte aus und die in der Antike errungenen Erkenntnisse in der Zahnmedizin gerieten für viele Jahrhunderte mehr oder weniger in Vergessenheit.
Zahnärzte des Mittelalters waren Priester und Barbiere
Zu Beginn des Mittelalters wurden zahnärztliche Behandlungen im europäischen Raum von Priestern ausgeübt. Als Assistent dienten Bader. In den Jahren von 1100 bis 1200 n. Chr. wurde Priestern diese blutigen Arbeiten mehr und mehr untersagt, bis es ihnen schließlich ganz verboten wurde. Ein Priester sollte nicht die Schuld am Tod von Menschen haben, was durchaus eine Folge einer medizinischen Behandlung sein konnte.
Dies beförderte die Bader, später auch als Barbiere bekannt, in die Position die volle zahnmedizinische Versorgung zu übernehmen. Diese Entwicklung prägte die Zahnmedizin bis in das 19. Jahrhundert, zumindest in Europa. Ab dann richtete sich der Beruf des Barbiers auf das Friseurhandwerk aus. Im 20. Jahrhundert verschwand die Bezeichnung Barbier als Beruf allmählich. Es war ihnen aber bis 1952 gesetzlich erlaubt Zähne zu ziehen.
Die Zahnheilkunde im 17. und 18. Jahrhundert
Frankreich gehörte im 17. Jahrhundert zu den ersten Ländern, die Zahnmedizin als ein gleichwertiges Gebiet der Chirurgie anerkannten. Pierre Fauchard (1678-1761) gilt aufgrund seiner Bücher als Urheber der modernen Zahnmedizin. Seine Theorien in der Zahnheilkunde waren neu. Er lehnte beispielsweise den Aberglauben an den Zahnwurm ab. Seine Ansätze in Bezug auf Zahnhygiene und Behandlungsmethoden waren innovativ und prägten die neuzeitliche Geschichte der Zahnmedizin bedeutend. Seine Empfehlungen waren auch kieferorthopädischer Natur. So war seine Idee, Zahnfehlstellungen durch fixierte Drähte zu richten, der erste Schritt in Richtung Zahnspange.
Ein Pionier aus Deutschland war einige Jahre später Philipp Pfaff (1713-1766), der ein erstes deutsches Lehrbuch über Zahnmedizin schrieb. Er machte erstmals Gebissabdrücke mittels Gips, um diesen für die Anfertigung Zahnersatz zu verwenden. Der Verschluss von offen liegenden Zahnnerven mittels Goldplättchen geht ebenfalls auf ihn zurück.
Auch in England gab es einen Vorreiter in Sachen Zahnheilkunde, John Hunter (1728-1793). Er beschäftigte sich überwiegend mit der Anatomie von Zähnen und interessierte sich besonders für Zahntransplantationen. Die Erkenntnis über die Möglichkeit einen Zahn zu transplantieren führte zu einem richtigen Markt, auf dem sich arme Zahnspender für Geld gesunde Zähne ziehen ließen, die dann wohlhabenden Käufern eingesetzt wurden.
Neuzeitliche Zahnmedizin
Nach der neuzeitlichen Entwicklung der Zahnheilkunde nahm der Fortschritt seinen Lauf. Die Techniken und Behandlungsmöglichkeiten für Karies und Parodontitis wurden ausgereift. Neue Materialien zum Füllen von Löchern wurden getestet. Auch der Bereich von Zahnersatz durch Prothesen oder Kronen entwickelten sich zunehmend. Die Erfindung von Röntgenaufnahmen oder die zahnärztliche Anästhesie brachte der Zahnmedizin ganz neue Möglichkeiten und führte zu weiterem Fortschritt.
Als Meilenstein der modernen Zahnmedizin gilt die Entdeckung der Wirksamkeit von Prävention. Nach dem herausgefunden wurde, dass der regelmäßige Einsatz von Zahnbürsten und Zahnpasta als Prävention vor oralen Erkrankungen schützen und dass Fluorid eine positive Wirkung auf den Zahnschmelz hat, verbesserte sich die Mundgesundheit der westlichen Bevölkerung enorm.