Kriminalistik: Das Gebiss bietet mehr als Fingerabdruck
Unser Gebiss, mit seinen Kieferknochen und Zähnen, ist einzigartig und birgt vielerlei Information, die für Ärzte, Forscher und Kriminologen interessant sind. Sie geben Aufschluss über Alter, Geschlecht, DNA, Erkrankungen und eben auch über die Identität einer Person. Diese Eigenschaft wird sich seit dem letzten 19. Jahrhundert zunutze gemacht, sodass bisher unbeantwortete Fragen geklärt werden konnten. Neben Fingerabdrücken und DNA-Analysen gehört der Vorher-Nachher-Vergleich vom Gebiss zu den drei etablierten Methoden zur Identifizierung.
Forensische Zahnmedizin zu Identifikation
Das Gebiet der forensischen Zahnmedizin beschäftigt sich im Wesentlichen mit der Identifikation von Leichen, deren Identität unklar ist. Das Gebiss und die Zähne eines Toten werden beispielsweise mit Röntgenaufnahmen oder Gebissabdrücken, die zu Lebzeiten angefertigt wurden, verglichen. Da ein menschliches Gebiss einzigartig, wie ein Fingerabdruck ist, kann die Identität so sehr sicher bestimmt werden.
Erstmals fand eine zahnmedizinische Identifizierung nach einer Brandkatastrophe im Jahre 1881 in Wien ihre Anwendung. Die dabei stark verbrannten Opfer waren durch eine visuelle Begutachtung nicht mehr zu identifizieren und man behalf sich stattdessen mit dem Vergleich von Zahnstellungen.
Berühmte Beispiele für die Identifikation von Leichen durch einen Abgleich vom Gebiss sind Adolf Hitler und seine Frau Eva Braun. Der Tod beider konnte mittels dieser Methode bestätigt werden. Auch der Tod des Mörders von J. F. Kennedy wurde durch die forensische Zahnmedizin bewiesen. Um aktuellere Beispiele zu nennen, kam die zahnmedizinische Identifizierung bisher bei Katastrophen, wie dem Anschlag auf das World Trade Center, dem großen Erdbeben von Fukushima in 2011 und dem Germanwings Flugzeugabsturz in 2015 zum Einsatz, um Opfer zu identifizieren.
Überführung von Tätern
Neben der Identifizierung von Opfern, kann das Gebiss auch bei der Überführung von Tätern nützlich sein. Als Beispiel, eine Bisswunde vom Täter am Opfer spiegelt den Abdruck des Gebisses wieder und kann über Merkmale wie Alter und Geschlecht Aufschluss geben oder im Idealfall direkt zum Täter führen. Wie es Fingerabdrücke und DNA-Spuren ebenfalls tun. Oder das Opfer hinterlässt am Täter eine Bisswunde. Dieser Abdruck wiederum entlarvt in diesem Fall den Täter und kann dem Opfer eindeutig zugeordnet werden.
Information aus längst vergangener Zeit
Neben der Identifikation von aktuellen Leichen werden in dem Gebiet der forensischen Anthropologie die Kiefer und Zähne von längst Verstorbenen untersucht, um verschiedenste Informationen zu erhalten. Beispielsweise sind Anthropologen in der Lage aus einer Tausende von Jahren alten Mumie oder Moorleiche Informationen über das Geschlecht, ungefähres Alter am Todestag sowie Alter des Leichnams zu bestimmen, können aber auch Rückschlüsse auf die Todesursache vornehmen. Die Zähne liefern zudem auch Aussagen über mögliche Krankheiten, unter denen die Leiche litt, bevor sie verstarb. Sie bieten des Weiteren eine optimale Substanz für die Durchführung einer DNA-Analyse, aus der weitere Schlüsse gezogen werden können.
Die Wissenschaft nutzt die Einzigartigkeit von Gebissen für die Aufklärung von Kriminalfällen, zur Identifikation von Leichen und für die Forschung in vergangenen Zeiten. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse tragen bis heute zum Fortschritt bei und werden auch in Zukunft zu Aufklärungen beitragen.